Bautagebuch
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Unser Passivhaus entsteht
Noch ist unser Bauplatz eine grüne Wiese: 629 Quadratmeter warten darauf, bebaut zu werden. In wenigen Tagen soll endlich der Bagger anrücken! Und dann wird aus unseren Plänen Wirklichkeit. Auf dem Papier sieht unser Passivhaus toll aus, modern und geradlinig.
Es hat zwei Geschosse: Erdgeschoss und Obergeschoss. Auf einen Keller werden wir verzichten – das spart Geld und hilft außerdem ungemein dabei, nicht jeden Krimskrams aufzuheben.
Insgesamt haben wir 150 m² Wohnfläche. Dazu kommen 30 m² für den Wasch- und Trockenraum, den Technikraum und den Abstellraum. 180 m² auf zwei Etagen – hier werden wir mit unseren beiden Kindern in wenigen Monaten wohnen!
Das Gebäude gliedert sich in zwei Baukörper. Der nördliche Baukörper enthält die Flure und das Treppenhaus sowie die Nebenräume. Einzige Ausnahme: Unser Schlafzimmer. Das haben wir so positioniert, dass man vom Fenster aus bis in die Reben schauen kann. Der südliche Baukörper beinhaltet das Wohn-Esszimmer, die beiden Kinderzimmer sowie das Arbeitszimmer. Auch in der Gestaltung unterscheiden sich die beiden Baukörper. Der nördliche erhält ein Pultdach sowie eine relativ geschlossene Fassade mit Fenstern, die auf das nötigste Maß beschränkt sind. Der südliche Baukörper hingegen bekommt ein Flachdach sowie großzügige Fensterflächen, die im Winter große solare Gewinne ermöglichen.
So viel zu unseren Plänen – jetzt warten wir ungeduldig darauf, dass sie endlich in die Tat umgesetzt werden!
1. Woche
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Endlich geht es los!
Der Bagger ist da! Nach dem Abschieben des Mutterbodens wird die Baugrube ausgehoben. Die ist nur etwa einen Meter tief, da wir ja nur Platz für die Bodenplatte brauchen. In die Baugrube wird Schotter als frostsicherer Unterbau eingebracht.
Nach dem Stellen des Schnurgerüsts schneidet der Vermesser die Außenkanten des Gebäudes ein, d.h. er markiert die genaue Lage und Größe des Gebäudes auf dem Schnurgerüst. Nach diesen Vorgaben wird die Rohbaufirma das Gebäude erstellen.
Nach der vollständigen Baustelleneinrichtung geht es jetzt richtig los. Die Entwässerungsleitungen unter der Bodenplatte werden verlegt und das Splittbett für die Dämmung eingebracht.
2. Woche
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Dämmung für unsere Bodenplatte
Die Dämmung unter der Bodenplatte wird verlegt: 30 cm dicke Platten aus extrudiertem Polystyrol (z.B. Styrodur). Dadurch kann die Bodenplatte mit einem U-Wert von 0,1 W/m²K realisiert werden.
Diese Dämmung ist das erste Passivhausspezifische: Sie wird so unter der Bodenplatte eingebaut, dass sich ringsherum wärmebrückenfreie Anschlüsse an das Wärmedämmverbundsystem ergeben, das später auf die Außenwände aufgebracht wird. Das Haus wird also lückenlos in eine Dämmhülle eingepackt – auch von unten.
3. Woche
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Die ersten Betonmischer rollen an
Die Bodenplatte wird bewehrt, und dann rollt der erste Betonmischer an: Die Bodenplatte wird gegossen. Am nächsten Tag ist der Beton schon so hart, dass die Handwerker anfangen können, die Außenwände zu mauern.
Wir haben uns für einen Kalksandstein entschieden, und zwar für den Quadro E. Das ist ein Elektroinstallationsstein, der durch spezielle Versetzhilfen so exakt aufeinander gesetzt wird, dass Elektroleitungen später durch die innen liegenden Röhren geführt werden können, ohne dass Schlitze geklopft werden müssen.
Auch wenn die Wände noch niedrig sind: Wir bekommen einen ersten Eindruck von der Größe unserer Räume und stehen zum ersten Mal in unserem „Wohnzimmer". Noch ein großer Augenblick: Die Arbeiten für unsere Sichtbetonwand im Wohnzimmer beginnen. Wir wollen, dass sie so perfekt wie möglich wird und schauen uns zusammen mit dem Polier die Schaltafeln genau an. Jeder Kratzer und jedes Loch würde später sichtbar sein! Danach kann die erste Seite der Schalung aufgestellt werden.
4. Woche
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Unsere Heizung - die Betonkerntemperierung
Bevor unsere Sichtbetonwand gegossen werden kann, muss sie noch „gefüllt" werden. Sie ist nämlich nicht nur dekorativ, sondern dient auch einem sehr nützlichen Zweck: Sie ist die Heizfläche für unser Wohn-Esszimmer und den Flur.
Durch eine Betonkerntemperierung wird die ganze Wand auf etwa 30 °C erwärmt und sorgt so für eine angenehme Strahlungswärme. Dafür werden jetzt – ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung – Heizleitungen verlegt, und zwar innerhalb der Bewehrung. Dabei muss jedoch die Stelle neben der Türöffnung ausgespart werden, wo später die Schiene unserer Schiebetür befestigt werden soll.
Nachdem die Heizleitungen verlegt sind, wird die Schalung fertig gestellt und die Wand betoniert. Zwei Tage später dann der spannende Moment: Die Schalung wird entfernt und die fertige Wand kommt zum Vorschein. Große Enttäuschung bei uns: An der Stirnseite ist der Beton ausgeblutet, das heißt, Wasser ist aus der Schalung gelaufen und hat den feinen Zementanteil ausgeschwemmt. Grobporig und fleckig ist die Wand an dieser Stelle – nicht wirklich schön für Sichtbeton. Wir werden nach einer Lösung suchen müssen, wie der Schaden kaschiert werden kann.
Auf der Baustelle geht es derweil zügig weiter: Jetzt, da die Schalung weg ist, können die Innenwände weitergemauert werden.
5. Woche
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Das Haus nimmt Formen an
Die Mauern vom Erdgeschoss werden fertig gemauert. Jetzt kann die Decke über dem Erdgeschoss betoniert werden. Als wir anschließend durchs Gebäude laufen, wirken die Räume auf einmal so klein und dunkel.
Aber dafür gibt es einen erhebenden Augenblick: Über eine Leiter können wir zum ersten Mal in unser „Obergeschoss" klettern und den Blick aus unserem künftigen Schlafzimmerfenster überprüfen. Jawoll, die Reben sind tatsächlich zu sehen!
6. Woche
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Wer suchet der findet
Wir sind auf der Suche nach dem Regenwasseranschluss. Da, wo er nach Plan sein müsste, graben die Handwerker zunächst vergebens. Am nächsten Tag – nachts hatte es stark geregnet und die Erde im gegrabenen Loch war durch das Regenwasser abgerutscht – kommt er dann endlich zum Vorschein.
Doch schon taucht das nächste Problem auf: Der Anschluss liegt nur etwa 60 cm unterhalb des Straßenniveaus, und es wird schwierig werden, die im Bebauungsplan geforderte Retentions-Zisterne mit 2 m³ Retentionsvolumen einzubauen. Beim Haus selber geht es besser voran: Die Wände im Obergeschoss wachsen unaufhörlich.
7. Woche
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Der Sommer macht Pause - die Handwerker nicht
Diese Woche arbeiten die Handwerker wegen der Ferienzeit nur in halber Besetzung weiter. Aber es geht trotzdem gut vorwärts: Die Entwässerungsleitungen rund ums Haus werden verlegt und der Graben aufgefüllt, damit nächste Woche das Gerüst gestellt werden kann.
Im Obergeschoss wachsen die Wände immer weiter und fast alle Räume sind zu erkennen. Zum ersten und gleichzeitig letzten Mal klettern wir direkt vom Arbeitszimmer ins Kinderzimmer – schon nächste Woche wird auch diese Mauer raumhoch sein.
8. Woche
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Gut gerüstet
Anfang der Woche wird rund ums Haus das Gerüst gestellt. Im Obergeschoss werden die letzten Wände hochgemauert, und alle Zimmer können nun räumlich erlebt und erkundet werden.
Auch wenn wir auf den typischen „Rohbaueffekt" gefasst sind, irritiert es uns trotzdem, wie klein die Zimmer wirken, vor allem als im Flachdachbereich die Elementdecken aufgelegt werden und das Licht von oben wegfällt.
9. Woche
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Jede Menge Beton
Der erste Teil vom Dach ist bald fertig: Auf die Elementdecken im Flachdachbereich kommt die Betonschicht. In dieser Betonschicht verlaufen die Lüftungsleitungen für die drei darunter liegenden Zimmer.
Sie wurden vor dem Betonieren verlegt und an die Auslässe angeschlossen. Im hinteren Gebäudeteil, der ein Pultdach bekommt, werden die Fensterstürze und die Ringanker betoniert.
Die Lüftungsanlage ist übrigens auch etwas, das zu jedem Passivhaus gehört. Sie trägt wesentlich dazu bei, Energie zu sparen. Während bei normaler Fensterlüftung mit der verbrauchten Luft auch die gesamte Wärme nach draußen verschwindet, bleibt sie mit einer Lüftungsanlage im Haus: Bevor die verbrauchte Luft nach außen geleitet wird, gibt sie ihre Wärme in einem Wärmetauscher an die frische Luft ab. Diese wird dann, bereits angenehm warm, in die Zimmer geleitet. Das ist besonders im Winter eine feine Sache: Frische Luft, ohne bei Minusgraden die Fenster öffnen zu müssen!
10. Woche
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Der Rohbau steht
Die Maurerarbeiten sind jetzt abgeschlossen: Die Giebelwände sind fertig, die Attika auf dem Flachdach auch, und die Rohbaufirma räumt im Lauf der Woche die Baustelle. Unser Rohbau ist nun fertig und wartet auf sein Dach. Kleine Verschnaufpause für die lärmgeplagten Nachbarn!
Weniger erfreulich ist, dass uns vor ein paar Tagen zum zweiten Mal etwas von der Baustelle geklaut wurde. Irgendjemand hält unser Haus wohl für einen besonders billigen Selbstbedienungs-Baumarkt und hat zwei Pakete Dämmplatten mitgehen lassen, die im Technikraum gelagert waren...
11. Woche
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Wir nutzen die Wartezeit
Wir warten auf den Dachstuhl. Das Holz soll nächste Woche geliefert und montiert werden. Hoffentlich klappt alles, dann haben wir noch die Chance, fürs Richtfest etwas Spätsommerwetter abzubekommen!
In der Zwischenzeit sind wir fleißig am Aussuchen: Sanitärgegenstände, Böden, Türen, Türklinken – uns schwirrt der Kopf angesichts der unzähligen Möglichkeiten. Zum Glück wissen wir schon relativ genau, was wir wollen.
Auf der Baustelle passiert derweil nicht viel. Nur der Fensterbauer ist unterwegs und misst die Fenster auf, damit unsere Passivhausfenster mit Dreischeibenverglasung millimetergenau produziert werden können.
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12. Woche
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Endlich ein Dach über dem Kopf
Diese Woche ist es so weit: Der Dachstuhl wird aufgerichtet. Unser Pultdach wird ganz ohne Dachüberstände ausgeführt, um die Form des Gebäudes klar hervorzuheben.
Alle Sparren und Pfetten enden im Mauerwerk, so dass es keine Durchdringung der Wärmedämmung geben wird, die später außen aufs Mauerwerk aufgebracht wird. Die Dachkonstruktion ist so geplant worden, dass zwischen den Sparren eine 28 cm dicke Schicht Mineralwolle Platz findet, die demnächst eingebaut wird. Eine zusätzliche Aufsparrendämmung aus Holzweichfaserplatten wird schon jetzt montiert.
13. Woche
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Ein Grund zum Feiern
Der Zimmermann hat den Dachstuhl fertiggebaut und sich um Konterlattung und Lattung sowie um Trauf-, First- und Ortgangausbildung gekümmert. Das Dach ist jetzt so weit, dass demnächst die Dachziegel kommen können.
Wir haben den fertigen Dachstuhl zum Anlass genommen, die erste Party im neuen Heim zu organisieren: Viele Handwerker und Freunde sind gekommen, um mit uns das Richtfest zu feiern. Das Wetter war zwar nicht perfekt, aber der Regen hielt sich in Grenzen. Es war noch warm genug, um in einem fensterlosen Haus zu sitzen, und trotzdem kalt genug für die leckere Gulaschsuppe. Ein schönes Fest - danke an alle Helfer, danke für die Geschenke und Glückwünsche!
14. und 15. Woche
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Das Dach wird wasserdicht
Es wird weiter am Pultdach gearbeitet: Der Blechner kommt und montiert die Dachrinne sowie die Ortgangbleche. Zuvor wurden die Latten seitlich ausgeschnitten, damit die Bleche bündig abschließen und nicht auftragen.
Das ist wichtig, da wir uns für flache Ziegel entschieden haben, die ansonsten am Rand schräg nach oben stehen würden.
Dann ist wieder der Zimmermann an der Reihe - er deckt das Pultdach ein. Das Ergebnis sieht gut aus: Die mattschwarzen, flachen Ziegel passen perfekt zum modernen Stil des Hauses.
16. bis 22. Woche
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Wir drehen Däumchen
Der Fenster-Industrie scheint es derzeit gutzugehen: Wir müssen wegen sehr guter Auftragslage immer noch auf unsere Fenster warten, was unseren ursprünglichen Zeitplan etwas durcheinanderbringt.
Wir hätten die Fenster auch nicht früher bestellen können, da die exakten Maße erst nach Fertigstellung des Rohbaus genommen werden konnten. So steht unser Haus nun ein paar Wochen recht einsam da…
Nur ab und zu kommt ein Handwerker vorbei. Der Zimmermann zum Beispiel kümmert sich in dieser Zeit um die Zwischensparrendämmung. Anschließend baut er die Dampfbremse ein, eine Folie, die an allen Kanten luftdicht verklebt wird und das Dach so nach innen hermetisch abschließt. Gegen Ende der Wartezeit beginnt dann der Elektriker mit den Elektroinstallationen.
23. Woche
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Das Warten hat ein Ende
Ja, ja, ja, unsere Fenster sind da! Mit dem LKW sind sie aus Österreich angereist. Trotz Wintereinbruch sind sie, Gott sei Dank, heil hier angekommen und werden nun mit Hilfe eines Traktors abgeladen und zum Haus transportiert.
Um das große Wohnzimmerfenster ins Gebäude zu bekommen, muss sogar ein Teil des Gerüsts demontiert werden.
Für unser Passivhaus haben wir uns für Holz-Alu-Fenster mit Dreifachverglasung und „warmer Kante" entschieden. Das bedeutet, dass die Abstandshalter zwischen den Glasscheibenrändern nicht aus Alu, sondern aus einem speziellen Kunststoff sind, wodurch keine Kälte von der äußersten zur innersten Scheibe transportiert werden kann. Die Fenster werden, zur Reduzierung von Einbauwärmebrücken, vor dem Mauerwerk montiert und ringsherum luftdicht verklebt. Das ist zunächst schwierig, weil das Mauerwerk zum Teil mit einer Eisschicht überzogen ist. Mit Hilfe eines Bau-Heizlüfters tauen wir die Wände langsam aber sicher auf.
Nächste Woche soll endlich das Flachdach abgedichtet werden. Damit sich bis dahin nicht noch mehr Schnee und Schmelzwasser darauf ansammelt, hat der Zimmermann eine Plane darübergehängt. Erinnert ein bisschen an den verhüllten Reichstag…
24. Woche
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Wettrennen mit dem Winter
Der frühe Wintereinbruch bringt uns ins Schwitzen: Manche Arbeiten sind bei Minusgraden nicht möglich, was zu weiteren Verzögerungen führt. So sehr die Kinder sich über den Schnee freuen – wir schieben genervt den geplanten Einzugstermin weiter nach hinten.
Zum Glück machen die Temperaturen diese Woche einen kleinen Ausflug in den Plusbereich: Der Startschuss für die Außendämmung! Die 30 cm dicken Platten des Wärmedämmverbundsystems werden Stück für Stück auf das Mauerwerk geklebt. Wir halten die Handwerker mit heißem Kaffee bei Laune, und bis zum Ende der Woche sind immerhin drei Seiten geschafft.
Gleichzeitig wird das Flachdach abgedichtet – zeitweise arbeiten die Zimmerleute sogar unter der übergehängten Folie. Zunächst wird eine Dampfbremse eingebaut, dann eine 30 cm dicke Wärmedämmung, und zum Schluss eine wurzelfeste Dachabdichtungsfolie, die sich auch für eine Dachbegrünung eignen würde.
25. Woche
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Die Hülle wird komplett
Die restliche Außendämmung wird aufgeklebt – nicht ganz einfach, da die Temperaturen wieder gesunken sind. Daher heizen wir das Haus Tag und Nacht von innen, und am Ende ist es tatsächlich geschafft: Die Hülle ist komplett.
Man merkt den Unterschied sofort: Die Wärme bleibt relativ lange im Haus, und der Heizlüfter schaltet sich nur noch selten ein.
26. bis 28. Woche
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Winterpause
Weihnachten, Silvester, Neujahr… wir gönnen den Handwerkern ihre Verschnaufpause. Der Winter darf sich solange richtig austoben!
29. bis 30. Woche
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Es wird immer dichter
Es geht putzmunter weiter: Nach der Verlegung der Abdichtung auf dem Rohboden im Erdgeschoss werden nun die Rohinstallationen für Elektro, Lüftung, Heizung und Sanitär verlegt.
Vorher wurden aber noch die Wandflächen hinter den Installationen verputzt, was sehr wichtig ist, denn der Innenputz stellt bei einem Massivbau die luftdichte Ebene dar. Vergisst man die Flächen hinter den Installationen zu verputzen, oder wird der Putz nicht bis auf den Rohboden gezogen, oder werden die luftdichten Ebenen von Dach, Wand, Fenstern usw. nicht richtig miteinander verbunden, dann ergeben sich Undichtigkeiten. Diese Undichtigkeiten führen zu Energieverlusten und mit der Zeit auch zu großen Bauschäden.
31. bis 34. Woche
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Der Estrich wird eingebracht
Nachdem die Rohinstallationen abgeschlossen sind, wird nun der restliche Innenputz aufgebracht. Wir haben uns für einen Kalkzementputz entschieden, da er im Vergleich zu Gipsputz für ein besseres Raumklima sorgt und weniger empfindlich gegen Schimmelbildung ist.
Nach Abschluss der Innenputzarbeiten wird am Fußboden weitergearbeitet. Zuerst kommt eine Dämmlage als Ausgleichsschicht zu den verlegten Installationsleitungen, danach die Trittschalldämmung. Darauf wird nun die Fußbodenheizung verlegt.Im Anschluss an diese Arbeiten wird der Estrich eingebracht. Wir haben uns für einen Anhydrit-Fließestrich entschieden, da dieser eine bessere Oberflächenqualität und Festigkeit hat als ein herkömmlich eingebrachter Estrich. Drei Tage lang dürfen wir danach das Haus nicht betreten – dann können wir endlich zum ersten Mal unsere Räume in „Originalhöhe" erleben!
Im Außenbereich geht es nun auch wieder weiter: Die Attika-Abdeckung wird fertig gestellt. Nun müssen wir noch auf etwas konstanteres Wetter und dauerhafte Temperaturen über 5°C warten, um den Außenputz aufbringen zu können.
35. Woche
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Alles dicht?
Nachdem der Estrich erst mal eine Woche geruht hat, überprüfen wir nun die luftdichte Hülle mit einem Blower-Door-Test. Hier wird im Gebäude ein Über- und ein Unterdruck von 50 Pascal erzeugt.
Dann wird gemessen, wie viel Luft der Ventilator nachfördern muss, um eventuelle Undichtigkeiten in der Hülle auszugleichen.
In Passivhäusern wird hier ein Wert von 0,6 h-1 gefordert. Diesen Wert können wir sogar noch unterbieten: Unser Wert beträgt 0,44 h-1, und das, obwohl wir bei dieser Gelegenheit eine Undichtigkeit an einem Fenster entdecken und noch nicht alle Leibungen verputzt sind.
Übrigens: Eine luftdichte Hülle wird durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) inzwischen bei jeder Baumaßnahme gefordert. Und dies aus gutem Grund, denn durch den unkontrollierten Luftaustausch durch Ritzen und Fugen in einem Gebäude gehen nicht nur enorme Mengen an Energie verloren, sondern es können durch den Ausfall von Tauwasser auch große Bauschäden wie Schimmel entstehen.
36. bis 37. Woche
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Viel los auf der Baustelle
Mit Ablauf der ersten Woche nach der Estrich-Einbringung starten wir nun das Aufheizprogramm zur Estrich-Trocknung. Dazu wird die Fußbodenheizung in Betrieb genommen und bis zur maximalen Temperatur langsam hochgefahren.
Das Aufheizprogramm zu diesem Zeitpunkt ist außerdem wichtig, um spätere Risse im Estrich zu verhindern, die durch die Ausdehnung der Heizungsrohre in einem bereits getrockneten Estrich entstehen können.
Im Innenausbau wird nun die Kalkspachtel auf den Innenputz aufgebracht und die Oberflächen geschliffen. Außerdem ergänzen wir im Bad die Trockenbauvorsatzschale im Bereich der Dusche und bringen den Zement-Estrich im Gäste-WC sowie im Duschbereich des Badezimmers ein.
Auch der Fliesenleger beginnt seine Arbeiten: Er startet mit den Abdichtungsarbeiten in den Nassbereichen sowie den Wandfliesen im Gäste-WC. So langsam nehmen unsere Ideen Gestalt an!
37. bis 39. Woche
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Besucheransturm
Den Wahlsonntag haben wir gut gewählt: Unser „Tag der offenen Tür" ist ein voller Erfolg! Schätzungsweise 200 Besucher geben sich im Lauf des Tages die Klinke in die Hand.
Manche kennen wir persönlich, aber die meisten haben die Anzeige im Guller gelesen und sich daraufhin auf den Weg gemacht. Kurz vor 18 Uhr gehen die letzten und wir spurten noch schnell selber ins Wahllokal.
Am nächsten Tag sind wieder die Handwerker dran: Malerarbeiten, Elektroinstallationen, Sanitär, Heizung, Lüftung und Fliesenarbeiten gehen Stück für Stück weiter und machen aus dem Rohbau immer mehr ein bewohnbares Haus.
40. bis 42. Woche
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Endspurt
Bevor es auf das große Finale zugeht, wird im Außengelände noch unsere Retentionszisterne eingebaut. Sie ist aus Beton und hat ein Retentionsvolumen von 2 m³, das verzögert an die Kanalisation abgegeben wird. Insgesamt fasst sie 4 m³ – damit bleibt auch noch genug Gießwasser für den Garten übrig.
Am Haus beginnen die Außenputzarbeiten. Wir haben uns für einen Silikonharzputz entschieden, der elastischer ist als ein mineralischer Putz. Außerdem ist er protect-ausgestattet gegen Algenbildung. Der vordere Baukörper bleibt weiß, der hintere wird nach dem Verputzen noch dunkelgrau gestrichen.
Im Haus wird auch fleißig gearbeitet: Die Küche wird aufgebaut, die Innentüren eingebaut und Fliesen- und Holzböden verlegt. Sämtliche Handwerker sind jetzt nochmal gefragt, damit das Haus bis zum Einzugstermin auch tatsächlich bewohnbar wird.
Und dann ist es soweit: Nach 42 Wochen Bauzeit rollt der Umzugswagen vor. Möbel und Kisten füllen das leere Haus im Nu und lassen es schon beinahe wohnlich aussehen. Doch bis alles an seinem Platz ist, dauert es noch einige Zeit. Wir gehen es langsam an: Das wichtigste ist geschafft, wir wohnen jetzt tatsächlich in unserem Passivhaus!
Epilog
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Wir leben seit genau sechs Monaten im neuen Haus und möchten es nicht mehr missen. Wir haben nicht nur mehr Platz, sondern auch ein ganz neues Wohngefühl. Es ist jetzt Anfang November und wir brauchen immer noch keine Heizung! Ein Tag Sonnenschein, und die Raumtemperatur klettert um ein bis zwei Grad nach oben.
Backofen, Herd, Wäschetrockner und Wasserkocher liefern weitere Wärme, und einmal haben wir abends sogar den „Schwedenofen" ausprobiert: 10 Kerzen von IKEA brannten im Wohnzimmer, und die Raumtemperatur stieg tatsächlich um 0,2 Grad an. Die Lüftung funktioniert auch bestens, was vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit herrlich ist: Wir müssen keine Fenster öffnen und eiskalte Luft reinlassen. Im Sommer hingegen haben wir spätabends oder frühmorgens gelüftet und die Raumluft gegen kühlere Luft von draußen ausgetauscht. An besonders heißen Tagen haben wir die Kühlfunktion der Fußboden- und Wandheizung eingeschaltet. Unangenehm warm wurde es im Haus dank der guten Dämmung und der Jalousien aber sowieso nie – es war immer eine Wohltat, nach Hause zu kommen und die Hitze aussperren zu können.
Jetzt warten wir gespannt auf den ersten Winter im Passivhaus und den Tag, an dem wir unsere Heizung zum ersten Mal anschalten müssen…